Die Sache mit dem Katholizismus
Januar bis April Teil II
Am ersten April hatten ein paar Freiwillige aus Kumbo und
ich die ziemlich coole Möglichkeit, in einem kamerunischen Musikvideo mitzuspielen
und mitzutanzen.
Angefangen haben wir mit Jaro´s Part in Mbve auf dem Markt; die Leute um uns herum waren überraschenderweise echt begeistert und erfreut und haben häufig angefangen zu klatschen, mitzusingen und zu tanzen. Die Befürchtung komisch angeguckt zu werden, war also anscheinend völlig unbegründet und mir hat es auch mehr Spaß gemacht mit den Mamis von den Obstläden zusammen zu tanzen. Danach gings weiter zu einem Wasserfall in Shisong, in denen noch Szenen mit Jaro und KMG (einer Band von Chrisco) gedreht wurden.
Mit der ganzen Crew war die Wanderung dahin ein echtes Erlebnis und auch wenn ich selbst immer noch nicht so ganz von meinen eigenen Tanzkünsten überzeugt bin, war es schön Teil von diesem Ganzen zu sein. Wir haben so viele schöne Szenen und Zusammenspiele von Markt(bewohnern) und Jaro gesehen und Chrisco hat so viele coole Momente aufgenommen, welche natürlich leider gar nicht alle in das Video reinpassten, trotzdem finde ich, kann sich das Endergebnis sehr gut sehen lassen. Chrisco hat es derweil hochgeladen; hier der Link zu seinem Youtubekanal wo auch andere echt gute Lieder zu finden sind:
https://www.youtube.com/watch?v=kCspUXX0QQE
Die Arbeit hatte Eli und mich ab April wieder im Jugendzentrum verankert, um das dreitägige Jugendcamp um den „World Youth Day“ mitzugestalten und mitzuerleben. Das Camp ging vom Freitag den 7. April bis zum Palmsonntag und fand in Tabenken, einer Gemeinde des Bistums, statt.
Im
Jugendzentrum und dem Jugendteam an sich hatte sich während wir weg waren viel
getan und wir wurden von vielen neuen Gesichtern begrüßt. Das war zwar
einerseits etwas seltsam und wir mussten erst einmal wieder Anschluss finden
aber es war auch schön endlich so viele junge Leute glücklich und aktiv im
Zentrum zu sehen. Eli und ich wurden auf unseren Wunsch hin ins Küchenteam für
das Camp eingeteilt. Bei ähnlichen vorherigen Veranstaltungen fiel mir nämlich auf,
dass ich es teilweise anstrengender fand, keine Aufgabe zu haben, also gefühlt
„nutzlos“ dabei zu sein und dann immer mitten im Geschehen sein zu müssen, weswegen
ich froh war dieses Mal eine feste Aufgabe zu haben, mich aber auch manchmal in
die Küche „zurückziehen“ zu können.
Die Frauen dort nahmen uns herzlich auf und wir schnibbelten, pflückten und redeten gerne mit ihnen. Insgesamt musste für mehr als 3.000 Jugendliche aus allen Gemeinden des Bistums gekocht werden und das Küchenteam teilte sich auf die einzelnen Gemeinden auf, die auch jeweils unterschiedlich untergekommen waren. Hierbei funktionierte allerdings leider die Kommunikation zwischen den einzelnen Kochteams nicht so gut und so kam es, dass einige Gemeinde viel zu viel hatten und ihr Essen anfing schlecht zu werden, während andere Gemeinden nicht genug Essen hatten um all ihre Jugendlichen satt zu bekommen.
Für die Jugendlichen gab es während dieser drei Tage immer
viel Programm und wenig Schlaf (und Essen, wie gesagt). Das Hauptprogramm bestand
hauptsächlich aus religiösen Talks, Messen und
Gebetsstunden, aber eine Rally gab es zum Glück auch. Mehrere Kinder brachen
zudem unter der Sonne zusammen und mussten ins Health Centre* gebracht werden.
Am Samstagabend kam dann Bischhof George und eigens für ihn hatten die
Gemeinden sich Tanz- und Gesangseinlagen ausgedacht, geprobt und führten diese nun voller Stolz
vor. Ich fand es ein bisschen schade, dass dieses Spektakel nur die Priester
und Nonnen und die vorderen Reihen sehen konnten und den anderen durch die Massen
im Publikum die Sicht versperrt blieb. Am Palmsonntag segnete der Bischhof
Palmzweige und eine Abschlussmesse fand statt, bevor es dann für alle schon
wieder nach Hause ging. Für mich persönlich waren diese drei Tage doch schon
wieder sehr anstrengend; man muss aber auch dazu sagen, dass sowohl Eli als auch
ich beide krank wurden während der Zeit und ich mich persönlich auch noch nicht
mit solchen Festivalmessen anfreunden konnte, bei denen unser Mentor die
Jugendlichen auffordert auf einem Bein zu hüpfen und die Hand auf den Kopf zu
legen als Beweis, dass sie an Gott glauben und Jesus lieben. ABER den Kindern scheint es gefallen zu haben und Fr
Francline sprach von einem allgemeinen Erfolg und dass ist ja eigentlich das
wichtigste und die Meinungen, auf die es ankommt.
*ein Health Centre ist eine Art Krankenhaus, nur dass in
diesem keine Ärzte arbeiten, sondern die Patienten allein von Krankenpflegern
behandelt werden; solche Zentren gibt es häufiger in kleineren Dörfern.
Nach einem ernsthaften Putz- und Waschtag am Montag ging es
für uns beide schon gleich wieder weiter. Diesmal ging es nämlich ins Kloster.
Richtig gehört (oder gelesen), Eli und ich verbrachten die Osterwoche mit den
Nonnen des Ordens Mary Morningstar, welche in dieser Woche ihre Türen öffneten,
für uns und zukünftige Novizinnen, die kommen und so Ostern ganz besonders
erleben wollten. Neben uns waren also noch
einige kamerunische Mädchen und vier Freiwillige aus Frankreich, Mexiko und den
USA da.
Der Orden wurde in Frankreich gegründet und die Nonnen
kommen aus aller Welt. Sie sind „contemplative sisters“, was so viel bedeutet
wie besinnliche Schwestern. Ihre Hauptbeschäftigung besteht also nicht darin,
irgendeine weltliche Aufgabe oder Wohltätigkeit auszuführen, sondern sich nach
innen zu bekehren, bescheiden zu leben, zu beten und sich zu bilden. (Dabei
schaffen sie es aber erstaunlicherweise trotzdem noch, meistens super gut
gelaunt zu bleiben und dauernd irgendwelche Späße zu machen). So erhofften sie sich auch aus dieser Woche, die Bibelgeschichte
nachzuleben und so gefühlt ihrer Jesusvorstellung näher zu kommen.
Meistens fing der Tag mit einem gemeinsamen Morgengebet um
sechs Uhr früh an, zu dem ich häufig noch im Schlafanzug kam. Danch gab es Frühstück (die Nonnen essen immer alleine in
ihren Zimmern, ohne zu reden, aber daran mussten wir uns zum Glück nicht
halten) und dann ging es weiter mit jeweils einer Stunde Bible Sharing und
Philosophieunterricht. Am Nachmittag wurde dann meist im Kerzenworkshop
mitgeholfen und abends fand täglich eine Messe statt und danach noch einmal ein
Abendgebet. Dazu möchte ich sagen, dass wir zu nichts von alle dem gezwungen
wurden, aber so sah nun einmal der Alltag der Sisters aus und wer diesen
miterleben wollte, war herzlich eingeladen, sollte es einem aber mal zu viel
werden, hat keine der Nonnen auch nur schief geguckt, wenn man sich zurückgezogen
hat oder das Bible sharing ausfallen ließ. Der Kerzenworkshop ist übrigens sehr
beeindruckend, das Kloster stellt die Kirchenkerzen für das gesamte Bistum her
und gerade jetzt vor Ostern wurde alles rausgehauen für die wunderschön
verzierten Osterkerzen. Manche Priester kamen zu uns mit Extrawünschen für ihre Gemeinden und wollten die Kerzen den
Sisters direkt etwas günstiger abkaufen, eigentlich ist so etwas ja vom Bischof
verboten aber die Sisters machten mit und irgendwie waren diese illegalen
Kerzengeschäfte doch recht amüsant mit anzusehen.
Am Mittwoch war ein riesiger Gottesdienst in der Kathedrale,
die „Chrism mass“, in der das Öl für die Kommunion, Firmung etc. vom Bischof
gesegnet wurde und die Priester ihre priesterlichen Versprechen erneuerten. Es
gab eine riesen Offertory (Spende), die mal gute 1 bis 2 Stunden dauerte und es
wurden unter anderem Säcke voll mit Reis, Bohnen und allen anderen Lebensmitteln
sowie Tiere wie Kühe, Schafe und Hühner gespendet und die Leute tanzten mit
ihren Gaben nach vorne. Um das ganze zu verkürzen wurde es allerdings Leuten
verboten, wenn sie nur eine geringe Spende wie ein Stück Seife hatten, nach
vorne zu tanzen, ziemlich unhöflich und dreist wurde dann teilweise älteren
Damen ihre Spende am Anfang des Ganges aus der Hand genommen. Ich finde das ja
unmöglich, da ja nicht nur die großen Spenden wertgeschätzt werden sollten,
sondern alle und manchmal ist so etwas kleines eben alles was man hergeben kann.
(Im Laufe der nächsten Woche ging allerdings auch ein offizielles Schreiben vom
Bischhof rum, in dem er sich für dieses Verhalten entschuldigte).
Am Donnerstag fanden dann tagsüber die Vorbereitungen für
das letzte Abendmahl statt, welches die Nonnen auf ganz besondere Weise feiern
wollten. Es wurde ungesäuertes Brot gebacken und Lamm zubereitet, quasi nach
Rezeptvorlage aus der Bibel. Vor dem Essen wuschen die Nonnen sich gegenseitig die
Füße und dieses Mal aßen auch die Nonnen zwar unter sich aber trotzdem
zusammen, während wir Mädchen es uns draußen gemütlich gemacht hatten. Den
Parlor (Wohnraum) hatten wir mit Palmzweigen geschmückt und eine kleine
Feuerstelle aufgebaut, damit das Ganze einem Garten zu ähneln begann, in
welchem die Nonnen dann die ganze Nacht durchbeteten. Dieses Festmahl am
Donnerstag stand im starken Kontrast zu dem Essen vom Karfreitag an dem wir als
Art des Fastens nichts anderes aßen außer Brot und Wasser.
Samstags bereiteten wir uns dann auf Ostern vor und abends
wurde ein Osterfeuer gemacht und wir hatten eine Nachtmesse von zehn Uhr bis
halb zwei morgens, welche wirklich auf mich einmalig und mystisch wirkte. Der
Sonntag war dann irgendwie vollgepackt mit Gottesdiensten und Gebetsstunden.
Wir feierten die Ostermesse im Jugendzentrum bei der sich Oscar, der mexikanische Freiwillige, firmen ließ und die gleichzeitig auch seine Abschiedsfeier war, da er am darauffolgenden Mittwoch schon wieder nach Hause flog. Montags fand dann nochmal unsere eigene kleine Abschiedsmesse und –runde für Oscar im Kloster statt, der den Nonnen auch sehr nahestand. Wir aßen gemütlich alle zusammen (diesmal auch mit den Nonnen) und teilten am Ende noch einen deutschen Osterhasen, den wir mitgebracht hatten. Danach ging es dann auch für Eli und mich wieder zurück nach Hause in unsere gemütliche Wohnung in SAC.
Wir feierten die Ostermesse im Jugendzentrum bei der sich Oscar, der mexikanische Freiwillige, firmen ließ und die gleichzeitig auch seine Abschiedsfeier war, da er am darauffolgenden Mittwoch schon wieder nach Hause flog. Montags fand dann nochmal unsere eigene kleine Abschiedsmesse und –runde für Oscar im Kloster statt, der den Nonnen auch sehr nahestand. Wir aßen gemütlich alle zusammen (diesmal auch mit den Nonnen) und teilten am Ende noch einen deutschen Osterhasen, den wir mitgebracht hatten. Danach ging es dann auch für Eli und mich wieder zurück nach Hause in unsere gemütliche Wohnung in SAC.
Vielleicht klingen meine Eindrücke und Erlebnisse aus dem
Kloster etwas komisch für Aussenstehende, aber mir hat die Woche echt Spaß
gemacht und man kann halt auch diese Herzlichkeit und Lebensfreude dieser
Sisters und inzwischen auch Freundinnen, die so ansteckend ist, nur schwer und
holprig in Worte fassen und erklären. Damit möchte ich jetzt nicht leugnen,
dass ich mich nicht erst einmal auch sehr über eine wieder kirchenfreie Zeit
gefreut hätte und so ein Kloster und unerschütterliches Glaubensverständnis manchmal
etwas einengend werden kann, aber ich habe mich trotzdem sehr wohl dort gefühlt,
auch wenn ich auf keinen Fall eine Sister werden möchte ;). Vor allem war es
interessant, diese unterschiedliche Art und
Weise zu beten im Vergleich zu sehen. Diese laute öffentliche Art im Jugendcamp
und dann kurz danach diese ruhige individuelle mit den Nonnen von Mary
Morningstar.
So inzwischen bin ich aber auch wieder voll und ganz im
weltlichen Alltag angelangt, es gibt wieder eine gewisse Routine für uns in
Kumbo und in der Arbeit, für die ich sehr dankbar bin und die ich auch genieße.
Dass wir gar nicht mehr so viel Zeit hier haben und dass die Zeit zudem gefühlt
wie im Flug vorbeigeht, ignoriere ich bisher auch noch ganz gut...;) Momentan
arbeite ich bei Justice and Peace, was wohl auch meine Arbeitsstelle bis zum
Schluss bleiben wird. Das Office stellt eine moralische Instanz vor dem Gericht
dar und die Arbeit gefällt mir wirklich sehr sehr gut, aber darüber erzähle,
informiere und berichte ich, glaube ich, lieber ein anderes Mal...:)
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