Dienstag, 21. März 2017

Von Hauptstadtgewusel, Bürokratieanstrengungen, Babyaffen, Seminar am Strand, Fußballfieber und vielem mehr...

 


 Ende Januar sollte es für Eli und mich eigentlich ganz entspannt zu unserem Zwischenseminar nach Kribi gehen. Die Betonung liegt auf eigentlich, denn leider gab es bis kurz vor Abreise immer noch Probleme mit unseren Visa, welche Anfang Februar abliefen; also genau dann, wenn wir beim Seminar sein sollten.

Father Dan hatte sich die letzten Jahre immer gut um die Visumsverlängerungen, die man nur in Yaoundé beantragen kann, gekümmert, aber dieses Mal schien das irgendwie nicht so recht zu klappen. Unser Mentor, Father Francline, konnte Father Dan anscheinend einfach nicht erreichen und wartete die letzte Woche vor dem Seminar immer noch auf einen Rückruf; während wir gleichzeitig unseren Mentor nicht erreichen konnten und nicht wussten, was der weitere Plan sein sollte.  Als wir ihn dann endlich am Donnerstag abfangen konnten, waren wir bereits in relativ großer Zeitnot. Da Father Dan immer noch unauffindbar war, packten Eli und ich schnell unsere Sachen und setzten uns gezwungener Maßen spontan am selben Abend in einen Nachtbus nach Yaoundé.



Wir kamen schließlich um fünf Uhr morgens in der Hauptstadt an, hatten gerade noch Zeit uns zu duschen, um uns dann pünktlich um sieben Uhr zur Polizeistation aufmachen zu können. Wir waren beide völlig übermüdet, gestresst und mussten uns jetzt auch noch auf Französisch unseren Weg durch die Institutionen suchen. 
Die wussten, so schien es,selbst nicht so recht was sie mit uns anfangen sollten und schickten uns von Behörde zu Behörde im Kreis weiter. Schließlich fanden wir doch noch eine Polizistin, die uns unsere Dokumente abnahm, uns aber erklärte, dass die Visumsverlängerung frühestens Montag oder Dienstag fertig sein könnte, nach Seminarbeginn also, da half alles bitten und betteln nichts. Das bedeutete, dass wir nach dem Seminar noch mal nach Yaoundé müssten.

Für uns, inzwischen schon völlig entnervt von der Stadt, kein schöner Gedanke. (Dazu muss man sagen, dass ich Yaounde eigentlich sehr gerne mag und die Stadt auch viele interessante und coole Ecken hat, aber zu denen gehört nun mal nicht die Polizeistation und von der hatte ich an dem Tag wahrlich genug gesehen.)

Naja, da konnte man jetzt nichts mehr machen, weil wir aber nicht bis Seminarbeginn in Yaoundé bleiben wollten, schlossen wir uns spontan vier Freiwilligen an, die von Edea aus (auf dem Weg zwischen Yaounde und Kribi), am Sonntag einen Tagesausflug zur Schimpanseninsel bei Marienberg planten.

Auf drei unbewohnten Inseln nahe Marienberg gründete nämlich die Französin Patricia Leschaeve 2003 die Stiftung Papaye, die Schimpansen-Waisen, welche sonst verhungern oder über den Schwarzmarkt an Privatleute verkauft werden würden, aufnimmt und großzieht. Man kann mit einem Guide und für einen Eintrittspreis auf eine dieser Inseln gehen und dort die Schimpansen-Kinder besuchen, etwas was wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollten. So machten wir uns dann am Sonntag morgen, mit einer riesen Tasche voll mit Obst und Gemüse für die Schimpansen, von Edea nach Marienberg auf.

Die Anreise dauerte etwas länger als geplant, da unser Fahrer sowohl keine Papiere für sein Auto hatte als auch einen auslaufenden Kühler, weswegen wir dauernd bei Polizeikontrollen angehalten wurden. Wenigstens den auslaufenden Kühler konnte er reparieren mit, ich wollte es kaum glauben, Tomatenmark! Danach funktionierte erstaunlicherweise wieder alles und wir konnten weiterfahren.  



In Marienberg angekommen, holte uns ein freundlicher Mitarbeiter ab und fuhr uns mit einem Boot ins Camp, in dem momentan neben Pflegern und Hunden, 6 Schimpansen-Kinder leben, zwischen einem und neun Jahren alt. Wir wurden gleich von Tomatoe begrüßt, der total neugierig und verspielt auf uns zukam und uns mit in den Regenwald zu seinen Spielgefährten begleitete. Dort angekommen, riefen die Pfleger die anderen Schimpansen und lockten sie mit unserem Obst an. Bald schon waren wir umringt von Banana, Miel, Lemon und nderen mit ähnlich leckeren Namen. Es ist wirklich unfassbar diese kleinen und irgendwo so menschlichen Schimpansen-Kinder auf dem Arm zu halten und mit ihnen Hand in Hand spazieren zu gehen. Nur mussten wir mit unseren Wertsachen vorsichtig sein, immer wieder versuchte Miel unsere Handys und Kameras zu klauen; diese zu packen und damit auf den nächsten Baum zu klettern, scheint nämlich ein unheimlich spaßiges Spiel zu sein. 

Auch unsere Zöpfe und Bekleidung waren sehr interessant und es wurde immer wieder daran gezogen und gezerrt. Viel zu schnell mussten wir den Kleinen leider schon wieder Tschüss sagen und zurück ins Camp gehen, nur Banana folgte uns noch bis zum Boot, mit dem wir wieder ablegten und zu den Inseln Pongo, auf der die erwachsenen Tiere mit ihren Kindern leben, und Okokon, die Insel der „Schimpansen-teenager“, fuhren. Diese durften wir zwar nicht betreten aber wir konnten ganz nahe heranfahren und einige Schimpansen vom Boot aus sehen. Die Schimpansen, wurde uns erklärt, leben auf verschiedenen Inseln damit es zu keinen Rudelrivalitäten kommt. Auf den Inseln können die Tiere in Halbfreiheit leben, da sie nicht schwimmen können, können sie die Inseln natürlich nicht verlassen, aber sie haben ihr Territorium für sich.

Danach war unser Ausflug leider schon zu Ende und es ging mit dem Boot zurück nach Marienberg und von dort aus mit dem Taxi (diesmal zum Glück deutlich schneller) wieder nach Edea. Der Ausflug war einfach nur mega schön und ich bin total glücklich so etwas gesehen und erlebt haben zu können.






Montag in aller Früh ging unsere Reise dann weiter nach Kribi. Wir wurden in einem wunderschönen Hotel direkt an Kribis Traumstrand untergebracht. Das Seminar wurde von Brot für die Welt organisiert und es kamen zwei Mentorinnen aus Deutschland extra für die Woche nach Kamerun. Sie hatten für uns total lieb Gummibärchen, Nutella und Vollkornbrot aus Deutschland mitgebracht, über die sich alle freuten; aber das eigentlich Highlight, auf das wir uns alle stürzten, waren deutsche Zeitschriften von den letzten Wochen. Da kamerunische Nachrichten eher über lokale und nationale Geschehnisse berichten und die meisten Freiwilligen im anglophonen Teil ohne Internet sind, waren wir politisch echt nicht mehr auf dem Laufenden, deswegen war die erste Seminareinheit eine offene Runde in der wir unsere Fragen über die Weltgeschehnisse loswerden konnten. Wenn man dann so hört, was für einen neusten Unfug Trump als Präsident treibt und wie es um die Flüchtlingskrise in Europa steht, während man selbst im Stuhlkreis mit Blick aufs Meer sitzt, kommt einem das alles wirklich ganz weit weg und wie eine andere Welt vor.

In der nächsten Woche sprachen wir im tollsten Seminarraum überhaupt (der eigentlich gar kein Raum war sondern die Veranda des Hotels mit Meeresblick und -rauschen) über die unterschiedlichsten Dinge. Neben Themen wie Aktionspläne für die nächsten sechs Monate und Rückkehr nach Deutschland, wurden auch die wirklich wichtigen Sachen geklärt, wie z.B. die Namensgebung der einzelnen Freiwilligen Teams. So haben wir jetzt das „Douala-Duo, die „Bamenda-Babes“, die „Buea-Boys“ und uns natürlich, den „Kumbo-Klan“. Bei so wichtigen Themenbesprechungen blieb leider nur wenig Raum für Freizeit aber wir nutzten trotzdem jede kleinste Pause um ins Meer zu hüpfen. Das Seminar endete leider viel zu schnell und man hätte bestimmt noch ewig weiterreden können auch wenn wir so langsam erschöpft vom ganzen Reflektieren waren. Der Abschied von den anderen Freiwilligen war gar nicht so leicht aber wir planen zum Glück schon die nächsten Besuche untereinander.


Eli, zwei andere Freiwillige aus Bamenda und ich blieben dann noch den Sonntag in Kribi, da wir Montags  ja nochmal nach Yaoundé mussten. Wir machten uns einen schönen Tag am Strand und schauten abends dann das Finale der afrikanischen Fußballmeisterschaft. Es spielte Kamerun gegen Ägypten und auch wenn Ägypten anscheinend bessere Chancen hatte, schaffte es Kamerun gegen Ende noch zwei Tore zu schießen und sich somit den Sieg zu sichern. Alle waren völlig aus dem Häuschen und freuten sich total.

Unser Rückweg über Yaoundé nach Kumbo war dann nicht mehr so erwähnenswert. Den Tag, den wir damit verbrachten unsere Visa zu holen war wieder einmal sehr lang und nervig, aber wenigstens hatten wir am Ende unsere Visa für weitere sechs Monate in der Hand und konnten damit und mit vielen neuen Erfahrungen im Gepäck glücklich nach Hause weiterreisen.

P.S. Ganz ganz großes DANKESCHÖN an Eli für die vielen schönen Bilder, mit denen sie unsere Reisen immer festhält und die ich dann hier mit euch teilen kann.














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